ZEITENWENDE IN HOYERSWERDA: Gibt es eine Alternative zur Schrumpfung? (2/3)

Ich besuche die 2. Planwerkstatt zum Gesamtstädtischen und regionalen Entwicklungs- und Handlungskonzept (GeREHK) und mache ein paar Tonaufnahmen mit dem Smartphone. Ich wusste, dass hier kluges Zeug geredet wird.

Herkules-Aufgabe: Zuwanderung
Wie kleine Sprengsätze zündete Nico Neumann – einer der beiden Leiter des GeREHK-Prozesses – auf der 2. Planwerkstatt am 11.11. vor uns ca. 50 anwesenden Bürgerinnen und Bürgern die demografischen Fakten Hoyerswerdas, deren Splitter uns pfeifend um die Ohren sausten. Stoisch-logisch bot er uns, bevor wir resigniert zusammensackten, eine Handlungsoption an, die irgendwie an die Aufgaben des Herkules erinnerten, als er den Augias-Stall ausmisten sollte: Zuwanderung.

Bildungsverlierer in qualifizierte Fachkräfte verwandeln
Nico Neumann: „Also Zuwanderung, ganz klar. Wenn wir von Fachkräften reden, geht es um’s Qualifizieren und Integrieren. Zum einen müssen wir die Menschen, die bei uns sind, zu Fachkräften entwickeln. Wir können es uns nicht leisten „Bildungsverlierer“ in der Stadt zu haben, die mangels Engagement, Perspektive und Lebensumständen nicht zu Fachkräften entwickelt werden können.“

Auswärtige Fachkräfte integrieren
„Gleichzeitig müssen wir die Leute, die zu uns kommen integrieren. Das kann berufliche Qualifikation sein, damit sie bei uns am Arbeitsmarkt einsetzbar werden. Aber auch soziale Integration: Der Mensch, der zu uns zieht, muss sich bei uns wohlfühlen, ankommen, damit er bei uns bleibt.“

Eine schlichte Strategie: Das Zuwanderungs- und Fachkräfte-Thema als Kern von Stadtentwicklung
„Das ist die Strategie, wie Fachkräfte entwickelt werden können. Dort müssen wir Dinge bewegen, die wir bisher in der Stadtentwicklung nicht so im Fokus hatten.“

Drei Aufgaben-Felder, die nicht immer was mit Bau zu tun haben
„Da ist zum ersten: Die Stadtgesellschaft ist der wesentliche Anker der Entwicklung. Das Miteinander, das Mitgestalten, die Teilhabe sind ganz wesentliche Punkte, Leute bei uns ankommen zu lassen und sie zu halten.“

„Zum zweiten: Wir müssen deutschlandweit wahrnehmbar werden als attraktiver Arbeitsort, aber auch als attraktiver Wohnort. Das heißt, wir müssen Qualitäten anbieten, die auch nachgefragt sind. Stichwort Urbanität. Wir müssen aber auch Offenheit ausstrahlen. Offenheit für Ideen. Wir müssen ganz einfach interessant werden“

„Und der dritte Punkt: Es geht um Aktivierung, um Bildung, um Ausbildung vor Ort, um Weiterbildung und Kultur. Das sind große Posten, die nicht immer was mit Bau zu tun haben, sondern in hohem Maße mit Strukturen und mit Engagement.“

Ein neues Grundverständnis von Stadtentwicklung und Stadtplanung
„Insofern haben wir ein Grundverständnis für Stadtentwicklung, das das Thema Fachkräfte in den Mittelpunkt stellt. Sie sind die Basis für das soziale Leben, wie wir es heute haben. 

Eine abschließende, eindringliche Warnung
„Es wird uns nicht gelingen, die Aktivitäten wirksam werden zu lassen, die über Forschung, über Wirtschaftsansiedlung und über Energiewandel hier in der Region entstehen – wenn es uns nicht gelingt, Leute in die Region zu kriegen.“ 

„Wir werden aufgrund der demografischen Entwicklung in zehn Jahren Fachkräfte in Größenordnungen nicht mehr zur Verfügung haben, um unseren heutigen Stand zu halten oder sogar zusätzliche Bedarfe des Strukturwandels zu bedienen.“

„Insofern: Fachkräfte in den Mittelpunkt stellen, Rahmenbedingungen in der Lebensqualität anbieten und die weichen Faktoren entwickeln.“

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