Ideenskizze über die Renaissance einer vergessenen Selbstverständlichkeit
1. Der Ausgangspunkt des Vorhabens
Wir gehen davon aus, dass im gegenwärtigen Konsumverhalten ein gesellschaftliches Umdenken erforderlich wird, weg von der sogenannten „Wegwerfgesellschaft“ hin zu Wiederverwendbarkeit und Nachhaltigkeit. Es scheint allgemeiner Konsens, dass der zukünftig notwendige sparsamere Umgang mit Ressourcen erfordert, d.h.:
1. Die Lebenszeit von Konsumgütern möglichst zu verlängern, z.B. durch a) Aufarbeitung/Reparatur und/oder b) Vertrieb als Gebrauchtware.
2. Die fachgerechte Zerlegung von komplexen Gebrauchsgütern, welche a) das sortenreine Recyclen und b) eine Ersatzteilhaltung ermöglicht.
Die Philosophie der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ist zwar in Deutschland sehr aktuell, jedoch fehlen entsprechende Strategien und die praktisch erforscht und erprobt sind. Zu diesem Zwecke sollte in Hoyerswerda ein entsprechendes Dienstleistungszentrum als Versuchslabor mit möglichst überregionalem Einzugsgebiet initiiert werden, einschließlich der Infrastruktur für Beschaffung und Vertrieb.
2. Die Idee des Vorhabens
Kern der Idee ist die Etablierung eines Reparatur- und Aufbereitungszentrums, vornehmlich für Konsumgüter mit überregionalem Einzugsgebiet. Dieses Zentrum sollte in Hoyerswerda möglichst repräsentative und zentrale Präsenz erhalten. Gleichzeitig soll die zentrale Lage kurze Wege für die Mitarbeiter sicherstellen. Folgende Entwicklungsrichtungen sollte dieses Repair Center einschließen:
1. eine Ausrichtung als Industrielabor mit großer Flexibilität zur Umsetzung und Erprobung verschiedener Wiederverwertungstechnologien und -strategien
2. einen vorzugsweise repräsentativen Vertriebsraum für Produkte
3. als Marketingbaustein zur Außendarstellung bietet sich die Anbindung einer Design-Werkstatt an (Zusammenarbeit mit entsprechenden Hochschulfakultäten). Hier werden hochwertige Produkte aus Abfallprodukten hergestellt (Up-Recycling: z.B. Tasche, Möbel, Kleidungsstücke). Diese Produkte genießen eine hohe Akzeptanz und transportieren die Projektphilosophie nach außen.
3. Der Standort eines Repair-Centers
In Hoyerswerda steht an zentraler Stelle das ehemalige Centrum-Warenhaus, dass seit der Geschäftsaufgabe 2007 größtenteils ungenutzt ist. Es verfügt allein über 10.000 m² ehemalige Verkaufsfläche zzgl. Lagerräume und Dienstleistungstrakte. Auch eine großzügige Ladezone ist vorhanden. Damit wäre ein repräsentativer Ort für dieses Modell-Projekt vorhanden. Da die Philosophie des Umdenkens vom Wegwerfen hin zum Wiederverwenden die Bürger der Stadt emotional überzeugen muss, sollte es räumlich repräsentativ und sichtbar sein. Eine Ansiedlung in einem Gewerbegebiet in Randlage wäre daher nicht optimal. Mit der Ansiedlung im ehemaligen Centrum-Warenhaus wäre eine für Hoyerswerda (Neustadt) prägendes Gebäudes endlich wieder in das soziale Leben der Stadt re-integriert.
4. Wo ist hier die Soziokultur gefragt?
Die Mangelwirtschaft in der DDR kannte (aus anderen Gründen) bereits ein komplexes System der Wiederverwertung und Instandsetzung (z.B. Komplexannahmestelle, Selbsthilfewerkstatt, SERO), auch in Hoyerswerda. Die hierfür notwendige Infrastruktur wurde durch ein (staatlich gelenktes) Dienstleistungskombinat abgesichert. Erfahrungen hieraus (mit der notwendigen Modernisierung/ Anpassung) könnten genutzt werden.
Die Soziokultur könnte hier mit ihren kulturellen Event-Formaten als Mittler zwischen Bürgerschaft und Geschäftsidee agieren.
Da Gesellschaft und Industrie derzeit nur langsam und sehr zögerlich hinsichtlich der Ressourcenschonung umdenkt, kann Kunst und Soziokultur mit ihren speziellem Formaten die Neugier und Experimentierfreude in der Bürgerschaft in diese Richtung animieren und verankern, um es als Versuchslabor für neue Wiederverwertungsstrategien zu akzeptieren und selbst zu nutzen.
5. Welche konzeptionellen Arbeitsschritte wären nötig?
1. Akquise-Planung, wie man einen konkreten, lokalen/regionalen/gemeinschaftlichen Akteur finden kann, der sich der Idee eines Repair Centers annimmt
2. Ermittlung und Festlegung der zukünftigen Geschäftsfelder nach Dienstleistungsart (z.B. Auftrags-Reparaturen, Aufarbeitung/Instandsetzung mit anschließender Vermarktung, Demontage/Zerlegung zur Wiederverwendung von Baugruppen oder sortenreinem Recycling)
3. Ermittlung und Festlegung der zukünftigen Geschäftsfelder nach Konsumgüter-Gruppen (z.B. Fahrräder, Möbel, Küchen-/Haushaltsgeräte, mechanische Werkzeuge, Mobiltelefone, Unterhaltungselektronik usw.)
4. Konzept zur Erfassung/Sammlung von Altgütern (Infrastruktur)
5. Konzept zu Vertriebs- und Verwertungswegen (Infrastruktur)
6. Konzept zur Umsetzung in ein Dienstleistungszentrum auf Basis einer nutzbaren Gebäudesituation unter Berücksichtigung einer größtmöglichen Flexibilität (Laborcharakter) unter Einbeziehung von Fach- und Industriepartnern in jeder Konzept- und Projektphase
7. Machbarkeitsstudie hinsichtlich der Kosten-Einnahmen-Relation/Investition/Finanzierung, wobei man von längerfristigen (indirekten oder direkten) Subventionierung einer solchen Einrichtung ausgehen sollten, bevor sie akzeptierter Baustein der Entwicklung hin einer nachhaltigen, umweltschonenden Kreislaufwirtschaft wird.8. Entwicklung von soziokulturellen Formaten, die diesen Prozess begleiten: Von der Akquise bis zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung/Markteinführung.
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