Ein Text von Wolfgang Engler über die gegenwärtige mentale Situation der Ostdeutschen lässt mich in der Facebook-Gruppe „Kommunalpolitik Hoyerswerda“ ein wenig dozieren.
RK: Ich tue mich echt schwer mit den „Ostdeutschen“ und „Westdeutschen“. Bei vielen Menschen, die ich kenne und spreche, verwischen diese Abgrenzungen mehr und mehr. Insbesondere, da Millionen „Ostdeutsche“ schon heute im ehemaligen „Westdeutschland“ und überall sonst auf der Welt ihren Lebensmittelpunkt gefunden haben.
OW: Das geht mir auch so und dennoch gibt es auf der politischen Landkarte diesen auffälligen „Farbunterschied“. Während im Westen Deutschlands die Rolle der Rechskonservativen/Rechtsradikalen in der sozialen Mitte eher schwindet, hat sie sich im Osten Deutschlands verfestigt. Und die Landtagswahlen werden dies sicher bekräftigten: Die Rechskonservativen/Rechtsradikalen sind in der Mitte der ostdeutschen Gesellschaft angekommen.
Gut finde ich, dass Engler die Diagnose, das wäre ein „Erbe der DDR selbst“ entkräftet. Er verschiebt den Ausgangspunkt der Diagnose: Es geht nicht mehr darum, OB es an der DDR selbst liegt, sondern daran WIE die untergegangene DDR-Gesellschaft (mit all ihren Phänomenen) in die Bundesrepublik „integriert“ wurde.
Engler spricht von dem Paradox: GEWINN an politischer Selbstbestimmung bei gleichzeitigem VERLUST an sozialökonomischer Selbstbestimmung. Das hallt eben nach: politische Selbstbestimmung unter den Bedingungen knallharter (kapitalistisch bestimmter) Marktbedingungen zieht eben keine automatische sozialökonomische Selbstbestimmung nach sich.
Und dann kommt Engler schließlich auf den gegenwärtig relevanten Punkt:
„Der Auftrieb der Neuen Rechten bewirkte eine Repolitisierung der Gesellschaft, die bis heute anhält. Die Wahlbeteiligung steigt, die Profile der Parteien schärfen sich, die derweil weitverzweigten Kanäle der öffentlichen Meinungsbildung reflektieren die wachsende Polarisierung der Gemüter und verstärken sie zugleich. Der Druck, selbst Stellung zu beziehen, wächst. Zuschauer des politischen Geschehens werden zu Akteuren. Und das ist gut so.
Wer handelt, trifft Entscheidungen, die so, aber auch anders möglich wären. Behaupte niemand, die Umstände diktierten seinen Willen, denn das ist eine Lüge. Noch die drückendsten Lebensbedingungen bringen eine Vielfalt individueller Antworten hervor. Es gibt, um wieder den Osten ins Spiel zu bringen, Dutzende von Gründen, warum professionelle Frustverstärker hier solchen Zulauf finden. Kein einziger legitimiert den Beitritt ins Lager der Neuen Rechten. Es gibt keinen Notstand, auch keinen sozialen, auf den man sich bei dieser Option berufen könnte.“
Okay?
(Aus einer Diskussion, geführt in der Facebook-Gruppe „Kommunalpolitik Hoyerswerda – Parteiübergreifend“, am 05.08.19)