Ein AfD-Stadtrat entzieht sich den Argumenten eines Textes von mir. Er setzt mich durch Kommentare herab und kontert mit einer Unterstellung. Ich versuche ich ihn aufs Spielfeld zurückzulocken.
+++ Stadtrat TS oder Wie führt man einen Diskurs zur Sache? +++
Machen wir es kurz: Stadtrat TS braucht Nachhilfe-Unterricht in Sachen Wie führt man einen Diskurs?
Warum braucht der geschulte AfD-Funktionär TS diese Nachhilfe?
Am 31.10. postete TS hier einen längeren Text unter der Schlagzeile „Beschäftigung und Versorgungssicherheit einer ganzen Region in Gefahr“.
Am 04.11. postete ich eine Entgegnung
Am 14.11. entgegnet er: „Das sind keine Argumente. Sie haben meine Ausführung in meinem Beitrag weder widerlegen können noch Lösungsmöglichkeiten angeboten. (…) Sie haben den Diskurs verwässert und sind in Themenfelder übergegangen, welche in meinem Beitrag keinerlei Verwendung fanden.“
Schauen wir doch mal, ob sich das so verhält, wie Stadtrat Schneider unterstellt: „keine Argumente“ und „Diskurs-Verwässerung“?
Hilft ja nix: Vergleichen wir die Argumente.
Schneider bedient sich in seinem Text folgender Argumente. Ich fasse mal zusammen:
1. Argument: Die zukünftige Regierung von Brandenburg (und Sachsen) gefährdet mit dem Braunkohle-Ausstieg nicht nur die wirtschaftlichen Grundlagen einer ganzen Stadt (Hoyerswerda) und Region (Lausitz), sondern sogar von ganz Deutschland. Als Argumentations-Träger nennt er: a) Dr. Halmar Rendez (Vorstandsvorsitzender der LEAG), b) die beiden Professoren Harald Schwarz und Georg Möhlenkamp von der BTU Cottbus
2. Argument: Tausende Arbeitsplätze sollen auf dem grünen Altar des „Klimaschutzes“ geopfert werden.
3. Argument: Der Braunkohlenplan der LEAG ist gefährdet, weil die LEAG die Erweiterung des Tagebaus Welzow-Süd in Frage gestellt sieht. „Das hätte erhebliche Konsequenzen für Beschäftigung und Wertschöpfung in der Lausitzer Region.“
4. Bei vorzeitiger Stilllegung von Kraftwerkskapazitäten beraubt sich Deutschland einer wichtigen Option, seine gesicherte Versorgung in Engpasssituationen durch die Braunkohleverstromung aufrecht zu erhalten.
Die Argumente meiner „Entgegnung“ sind kurz zusammengefasst:
1. Der Lausitzer Kohleausstieg ist mit den gewerkschaftlichen Vertretern der Lausitzer Braunkohle-Arbeitnehmer ausgehandelt und abgesegnet worden. Die Akteure der Beschäftigungssicherheit in der Lausitz haben also einen Kompromiss gefunden.
2. Das Interesse der LEAG am tatsächlichen Aufschluss des Abbaufeldes Welzow-Süd II war schon VOR der Kohlekommission gering. Es wurde als Verhandlungsmasse genutzt für Entschädigungs-Zahlungen, die vermutlich nicht die Bergleute (Arbeitnehmer) bekommen hätten, sondern die beiden tschechischen Milliardäre Kretinsky und Kellner (Eigentümer).
3. Die AfD spielt ein gewagtes Pokerspiel. Denn sie hofft, dass die Renditeerwartungen der LEAG (der beiden tschechischen Milliardäre) hoch genug bleiben, während die IG Bergbau, Chemie, Energie ein Ausstiegsplan mit klaren Konditionen lieber war, als ihre gewohnten Vorstellungen von Energieerzeugung beizubehalten.
4. Die AfD äußert sich nicht zu den beschäftigungspolitischen Folgen eines möglichen Tagebauaufschlusses von Welzow-Süd II:
a) Umsiedlung der Proschimer und Vernichtung der 80 direkten Arbeitsplätze des ortsansässigen Firmenverbunds (Rösch-Gruppe)
b) Fortsetzung der Pyritverwitterung, Verockerung und Sulfatbelastung der Gewässer sowie Gefährdung des Spreewaldtourismus und seiner Arbeitsplätze.
c) Abbaggerung des Flugplatzes Welzow und damit Verlust der Option, dort die EU-geförderte Löschflugzeugstaffeln nördlich der Alpen samt Schulungszentrum und entsprechenden Arbeitsplätzen anzusiedeln.
Eine beschäftigungspolitisch relevante Information zu den DIREKTEN vom Braunkohle-Ausstieg betroffenen Arbeitsplätzen möchte ich hier nur anfügen:
FRAGE der Linksfraktion an die Bundesregierung:
1. Wie hoch ist in den drei Braunkohlerevieren jeweils der Anteil
a) der im Braunkohlesektor direkt Beschäftigten an den insgesamt so- zialversicherungspflichtig Beschäftigten des Reviers bzw.
b) der Bruttowertschöpfung des Braunkohlesektors an der gesamten Bruttowertschöpfung des Reviers?
ANTWORT DER BUNDESREGIERUNG:
Der Anteil der Beschäftigten im Braunkohlesektor an den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten beträgt:
Lausitzer Revier: 2 Prozent
Rheinisches Revier: 1,2 Prozent
Mitteldeutsches Revier: 0,3 Prozent.
Zu b) Der Anteil der Bruttowertschöpfung des Braunkohlesektors an der gesamten Bruttowertschöpfung des Reviers beträgt:
Lausitzer Revier: 4,3 Prozent
Rheinisches Revier: 2,4 Prozent
Mitteldeutsches Revier: 0,9 Prozent.
QUELLE: Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 15 – Drucksache 19/12956
FASSEN WIR ZUSAMMEN:
Die „Entgegnung“ geht in all ihren vier Argumenten auf die Beschäftigungspolitik in der Lausitz ein. Als „Contra“ zur reißerischen Behauptung von Stadtrat Schneider „Beschäftigung und Versorgungssicherheit einer ganzen Region in Gefahr“.
Für Herrn Schneider hier noch mal ganz deutlich: Nein! Die Beschäftigung der Lausitz-Region ist nicht in diesem Ausmaß NICHT gefährdet, wie er es unterstellt.
Ich gebe ja gerne zu, dass ich auf den Aspekt der „Versorgungssicherheit“ nicht eingegangen bin.
Ein Diskurs zeichnet sich aus durch das Ping-Pong von Argumenten. Und JETZT frage ich: Was genau an diesen Argumenten sind „keine Argumente“? Und worin genau besteht hier eine „Diskurs-Verwässerung“? Herr Stadtrat?
Der Stadtrat Schneider reagiert.
TS: Wo haben Sie das Wort Diskurs denn wieder Aufgeschnappt? Ihre angestoßenen Scheindiskurse können da nicht gemeint sein. Ich habe Ihnen konkrete Fragen gestellt, diese konnten Sie nicht beantworten und damit ist der sogenannte „Diskurs“ als nicht durchführbar beendet. Schönes Wochenende🇩🇪
OW: Ach, liebes tapferes Schneiderlein. Flagge auf Halbmast? Mit der Elle neben das Marmeladenbrot gedroschen? Kein Wasser mehr im Käse? Keinen Vogel mehr in der Hand? Den Begriff „Diskurs“ nutzen Sie doch selbst auch, oder lesen Sie nicht ihre eigenen Texte? Und natürlich ist der „Diskurs“ über ein so wichtiges Thema „Beschäftigung und Versorgungsicherheit in der Lausitz“ nicht beendet, nur weil Sie aus dem „Diskurs“ aussteigen und ihn für beendet erklären. Unterstellen Sie diesem wichtigen, von ihnen selbst gestartetem Diskurs-Thema die Eigenschaft eines „Scheindiskurses“, nur weil Sie sich an die Diskurs-Regeln des Ping-Pong von Argumenten NICHT zu halten vermögen. 1. bei der Sache bleiben. 2. ihrem Diskurs-Widersacher nicht penetrant und permanent unterstellen, er spräche nicht zur Sache. Oder HALLO! Geht es Ihnen gar nicht um einen sachlichen Austausch (Wettbewerb) von Argumenten? Sondern STATTDESSEN um propagandistische Granateneinschläge, aus denen Sie sich dann husch-husch verpissen (sorry) in Ihren Bunker und die Verletzten dann liegen lassen? (Schon mal was von Diskurs-Ethik gehört?) Auch wenn ich (noch) nicht auf alle Aspekte ihrer Diskurs-Themas eingegangen bin, flüchten Sie jetzt tatsächlich, tapferes (?) Schneiderlein, vom Feld? Weichen erneut aus? Mit Hilfe Ihrer bewährten abfälligen Unterstellungs-Technik? Wissen Sie, es kommt mir langsam so vor, dass ich Sie wie ein Narr (ohne eigenes Zutun) am Nasenring kreuz und quer über die kommunalpolitische Wiese führe… Bimmel-bimm macht Ihr Halsglöckchen und meine Kappenzipfel… Da kommen sie wieder! Winkler mit dem Schneiderlein an der Leine… Ach… Ach!
Veröffentlichung des Textes am 17.11.19 in der Facebook-Gruppe „Hoyerswerda Kommunalpolitik“.